Internationale Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie/
International Conference of the Austrian Society for Medieval and Modern Archaeology
in Kooperation mit/in cooperation with
17.–20. September 2024, Lebring-St. Margarethen (Steiermark/Styria, Austria)
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Kulturelle Phänomene können als Produkte gesellschaftlicher Normierungsprozesse charakterisiert werden. Aus archäologischer Sicht ist es möglich, Relikte der materiellen Kultur auch hinsichtlich ihrer räumlichen Verteilung zu erkennen und zu analysieren. Sie sind damit zum einen Ausdruck räumlich verdichteter sozialer Identität und zum anderen von kommunikativen Beziehungen, die deutlich über bestimmte soziale Rahmen mit mehr oder weniger räumlicher Stabilität hinausreichen. „Kultur“ als Ausdrucksform sozialer Identitäten unterliegt also stets dem Wechselspiel von Homogenisierung und Differenzierung und ist sowohl Ausgangspunkt als auch Produkt dynamischer Aushandlungsprozesse, die auch unter sozialräumlicher Perspektive analysiert werden können.
Betrachtet man das Mittelalter und die Neuzeit in Europa, so lassen sich sowohl Homogenisierungen als auch Differenzierungen von Objekten der materiellen Kultur beobachten. Dies kann bestimmte Objektgruppen betreffen, wie etwa die Vereinheitlichung spätmittelalterlicher Bekleidungsaccessoires bei gleichzeitiger regionaler Differenzierung in der Gefäßkeramik. Es gilt aber auch zu klären, ob es bestimmte Zeiträume gibt, in denen mehrere kulturelle Phänomene überregional gleichzeitig auftreten. Ziel der Tagung ist es weniger, diese Phänomene zu beschreiben, sondern, anhand dieser, mögliche Gründe für regionale Differenzierung versus überregionale Homogenisierung kultureller Phänomene zu identifizieren und zu diskutieren.
In Anlehnung an aktuelle Forschungen (Cochrane 2018, Jessop 2018) wird „Region“ hier als ein mittelgroßer Handlungs- und Kommunikationsraum verstanden, der zwischen lokalen Gemeinschaften (einem Dorf, einer Stadt etc.) und überregionalen bis globalen Raumeinheiten angesiedelt sein kann. Zugleich steht der Begriff im Spannungsfeld zwischen politischen Territorien – siehe regio für die römischen Verwaltungseinheiten in Italia oder cuius regio, eius religio im Augsburger Religionsfrieden von 1555 – und Regionen als Räume verdichteter sozialer Identitäten („Europa der Regionen“). Es ist daher auch wichtig zu fragen, wie sich politische Territorien und „kulturelle Räume“ zueinander verhielten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Menschen immer mehreren Identitäten angehören, sie tun dies unter anderem durch soziales Geschlecht, Alter, Beruf, sozioökonomische Position, Religion, Ethnie usw. und bewegen sich damit auch in unterschiedlichen sozialen Räumen, die sich überschneiden. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, inwieweit sich die soziale Schichtung in der Diversifizierung der materiellen Kultur widerspiegelt und inwieweit sich die Reichweiten der homogenen kulturellen Ausdrucksformen unterscheiden.
Die folgenden Fragen bilden den Rahmen der Konferenz:
Dieser Fragenkatalog ist offen und kann um zusätzliche Aspekte erweitert werden. Räumlich und zeitlich werden Beiträge aus dem gesamten zweiten nachchristlichen Jahrtausend (Hochmittelalter bis zur Gegenwartsarchäologie) akzeptiert; geographisch liegt der Schwerpunkt auf Europa, wobei auch globalgeschichtliche Beiträge mit Bezug auf Europa als "Weltregion" willkommen sind. Insbesondere hoffen wir auf Beiträge aus den Nachbarländern des westlichen Balkans und des (süd-)östlichen Mitteleuropas. Inhaltlich gibt es keine Einschränkung, wir freuen uns auch über Angebote aus Nachbardisziplinen wie Numismatik, Geschichtswissenschaft oder Kunstgeschichte. Auf der Grundlage der Einreichungen werden thematische Sektionen gebildet. Neben den Vorträgen (Redezeit: 20 Minuten) sind auch Posterpräsentationen (Kurzvorträge: 5 Minuten, plus Posteraufhängung) möglich. Darüber hinaus ist eine thematisch offene Sitzung für die Präsentation laufender studentischer Arbeiten (Master, PhD) geplant.
Zitierte Literatur:
Allan Cochrane, Relational Thinking and the Region. In: Anssi Paasi/John Harrison/Martin Jones (eds.), Handbook on the Geographies of Regions and Territories. Research Handbooks in Geography. Cheltenham 2018, 79–88. DOI: https://doi.org/10.4337/9781785365805
Bob Jessop, The TPSN Schema: Moving Beyond Territories and Regions. In: Anssi Paasi/John Harrison/Martin Jones (eds.), Handbook on the Geographies of Regions and Territories. Research Handbooks in Geography. Cheltenham 2018, 89–101. DOI: https://doi.org/10.4337/9781785365805
Doreen Massey, Politics and Space/Time. New Left Issue I/196, 1992, 65–84.
Bitte reichen Sie Abstracts mit Name(n) der Vortragenden und aussagekräftigem Titel und bis spätestens 31. Jänner 2024 per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ein. Das Abstract sollte maximal 1500 Zeichen inkl. Leerzeichen umfassen, möglichst unformatiert. Über die Auswahl der Präsentationen entscheidet das Tagungskomitee. Gerne können Sie auch einen Vorschlag für ein Poster einreichen (DIN A1 Format).
Tagungsgebühr: € 110,- (inkl. Mittagessen, exklusive optionaler Exkursion am Freitag)
Ermäßigte Tagungsgebühr für Studierende und Jungwissenschaftler*innen: € 70,- (inkl. Mittagessen, exkl. optionaler Exkursion am Freitag). Anträge auf weitere Förderungen können nach Maßgabe von gewährten Subventionen angenommen werden.
Eine Drucklegung der Tagungsbeiträge ist für den folgenden Band der Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich (erscheint 2025) vorgesehen.
Auf Ihr Kommen freuen sich die Veranstalter*innen und das Tagungskomitee.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Weitere Informationen und Druckversion des Call for Papers ...
Cultural phenomena can be characterised as products of social standardisation processes. From an archaeological perspective, relics of material culture can also be recognised and analysed in terms of their spatial distribution. They are thus, on the one hand, expressions of spatially condensed social identity and, on the other hand, of communicative relationships that clearly extend beyond specific social frameworks with more or less spatial stability. Thus "culture" as a form of expression of social identities is always subject to the interplay of homogenisation and differentiation and is both the starting point and the product of dynamic negotiation processes that can also be analysed from a socio-spatial perspective.
Looking at the Middle Ages and Modern Period in Europe, both homogenisations and differentiations of objects of material culture can be observed. This can concern specific groups of objects, such as the standardisation of late medieval dress accessories with simultaneous regional differentiation in pottery. However, it is also important to clarify whether there are certain periods in which several cultural phenomena occur simultaneously across regions. The aim of the conference is not so much to describe these phenomena as to identify and discuss possible reasons for regional differentiation versus supraregional homogenisation of cultural phenomena on the basis of these.
In line with current research (Cochrane 2018, Jessop 2018), "region" is understood here as a medium-sized space of action and communication that can be located between local communities (a village, a city, etc.) and supraregional to global spatial units. At the same time, the term stands in the field of tension between political territories – see regio for the Roman administrative units in Italia or "cuius regio, eius religio" in the Augsburg Religious Peace of 1555 – and regions as spaces of condensed social identities ("Europe of the regions"). It is therefore also important to ask how political territories and "cultural spaces" related to each other. At the same time, it is necessary to consider that people always belong to several identities, they do it through social gender, age, profession, socio-economic position, religion, ethnicity, etc. and thus also operate in different social spaces that overlap. In connection with this, the question also arises to what extent social stratification is reflected in diversification of material culture and to what extent the ranges of homogeneous cultural forms of expression differ.
The following questions form the framework of the conference:
This catalogue of questions is open and can be extended by further aspects. Spatially and temporally, contributions from the entire second post-Christian millennium (High Middle Ages to contemporary archaeology) are accepted; geographically, the focus is on Europe, although global-historical contributions relating to Europe as a "world region" are also welcome. In particular, we hope to receive papers from neighbouring countries in the Western Balkans and (south-)eastern Central Europe. There is no restriction on content, we are also looking forward to offers from neighbouring disciplines such as numismatics, historical studies or art history. Thematic sections will be formed on the basis of the submissions. In addition to lectures (speaking time: 20 minutes), poster presentations (short presentations: 5 minutes, plus poster hanging) are possible. In addition, a thematically open session for the presentation of ongoing student theses (Master, PhD) is planned.
Literature cited:
Allan Cochrane, Relational Thinking and the Region. In: Anssi Paasi/John Harrison/Martin Jones (eds.), Handbook on the Geographies of Regions and Territories. Research Handbooks in Geography. Cheltenham 2018, 79–88. DOI: https://doi.org/10.4337/9781785365805
Bob Jessop, The TPSN Schema: Moving Beyond Territories and Regions. In: Anssi Paasi/John Harrison/Martin Jones (eds.), Handbook on the Geographies of Regions and Territories. Research Handbooks in Geography. Cheltenham 2018, 89–101. DOI: https://doi.org/10.4337/9781785365805
Doreen Massey, Politics and Space/Time. New Left Issue I/196, 1992, 65–84.
Please submit abstracts with the name or names of the speakers and an informative title by email to Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! by January 31, 2024, at the latest. The abstract should contain a maximum of 1500 characters including spaces, preferably unformatted. The conference committee will decide which presentations be accepted. You are also welcome to submit a proposal for a poster (DIN A1 format).
Conference fee: € 110,-
Reduced conference fee for students and young scholars: € 70,- (including lunch, excl. optional excursion on Friday). Applications for further reductions may be accepted in accordance with further subventions granted.
A publication of the conference proceedings is planned for the following volume of the Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich (publication date 2025).
The organisers and the conference committee are very much looking forward to your participation.
Please contact us if you have further questions: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!